Medikamentöse Therapie
Auch wenn Depressionen oder Angststörungen gemeinhin den psychologischen Erkrankungen zugeordnet wird, so haben sie dennoch eine neurobiologische bzw. neurochemische Dimension und können somit auch medikamentös mit so genannten Psychopharmaka behandelt werden. Psychotherapeutische Maßnahmen sind daher nicht die einzig existierende Behandlungsmöglichkeit. Je nach Schwere der Erkrankung kommen häufig sowohl medikamentöse als auch psychotherapeutische Behandlungen. In einigen besonders schweren Fällen kann die medikamentöse Behandlung sogar eine Voraussetzung für weitere therapeutische Maßnahmen sein.
Wichtig ist es jedoch zu Wissen, dass eine medikamentöse Therapie alleine in den allermeisten Fällen die Angsterkrankung nicht beseitigen kann. Ausnahmen sind sehr selten hierbei und haben dann organische Ursachen.
Die "klassische" Angst- und Panikstörung ist weitaus komplexer und Medikamente können hier allenfalls zur symptomatischen Therapie beitragen.
Wie wirken Psychopharmaka?
Wie bereits angesprochen haben psychologische Erkrankungen auch sehr oft eine neurochemische Dimension. Psychopharmaka oder in diesem Zusammenhang Antidpressiva wirken auf die chemischen Prozesse im Gehirn. Bei einer Depression entsteht ein Ungleichgewicht von Körpereigenen Botenstoffen, die Neurotransmitter, wie Serotonin oder andere Botenstoffe.
Das Ungleichgewicht dieser Botenstoffe führt zu den üblichen Symptomen, wie sie bei Depressionen oder auch Angststörungen auftreten. Dazu gehören eine anhaltende Missstimmung oder verstärkte Antriebslosigkeit. Eine Behandlung durch Antidepressiva beseitigt das Ungleichgewicht der Neurotransmitter und beseitigt oder lindert die Symptome. Häufig werden so auch weitere Begleitsymptome wie Kopf- oder Rückenschmerzen beseitigt oder gelindert.
Antidepressiva
Antidepressiva gehören bei der Angststörung als Mittel der 1. Wahl. Moderne Medikamente sind sog. SSRI's (Selective Serotonin Reuptake Inhibitor), selektive Serotonin Wiederaufnahmehemmer.
Serotonin ist ein körpereigenes Hormon (Neurotransmitter) das unter anderem auch in Leber und Milz produziert wird; und unter anderem im Zentralnervensystem vorkommt.
Neben vielen anderen Faktoren, ist Serotonin auch für die Stimmung eines Menschens verantwortlich. Bei Menschen mit Depressionen, aber auch bei Angst,- und Panikerkrankungen ist der Serotoninspiegel zu niedrig oder wird zu schnell abgebaut. Hier setzen die Medikamente der SSRI's an. Sie verhindern, dass das Serotonin zu früh wieder abgegeben wird und ermöglichen so die höhere Wirksamkeit des körpereigenen Hormons.
Älteren Medikamenten, der Klasse der trizyklischen Antidepressiva, sind SSRI's weit überlegen. Bekannte Wirkstoffe von SSRI's sind unter anderem Fluoxetin, Sertralin, Citalopram und einige mehr.
Moderne SSRI's sind entgegen von Benzodiazepinen auch für eine Langzeitbehandlung geeignet, sie verursachen keine Abhängigkeit.
Benzodiazepine
Die bekanntesten Wirkstoffe bei Benzodiazepine, auch Tranqualizer genannt, sind Alprazolam, Lorazepam, Diazepam und Bromazepam. Verbreitete Handelsnamen unter anderem Valium (Diazepam) und Tavor (Lorazepam).
Benzodiazepine wirken direkt auf das zentrale Nervensystem (ZNS) und bewirken eine rasche entkrampfende, angstlösende Wirkung.
Leider werden diese Wirkstoffe meiner Erfahrung nach viel zu oft und zu schnell an den Patienten abgegeben, meist durch den Hausarzt. Meines Erachtens nach, sind Benzodiazepine Notfallmedikamente die nur in Krisensituationen und unter ärztlicher Aufsicht zum Einsatz kommen sollten, etwa während einer stationären Aufnahme in einem Krankenhaus/Psychiatrie. Bei längerer, unkontrollierter Einnahme kommt es zur Abhängigkeit, einer Sucht. Deutlich macht dies auch, dass bestimmte Wirkstoffe unter das Betäubungsmittelgesetz fallen und beispielsweise von "Drogendealern" gehandelt werden.
Aber noch einnmal: Für Krisensituationen, Suizidalität oder ähnlichen kritischen Situationen sind diese Medikamente erste Wahl und sollten gegeben werden. Bei einer kurzzeitigen Einnahme, etwa über einen Zeitraum von bis zu 2 Wochen, besteht in der Regel keine Abhängigkeitsgefahr.